Neulich habe ich wieder einen Artikel in einer großen überregionalen Tageszeitung gelesen, in der das Konzept eines „Finanzpunkts“ in hohen Tönen gelobt wurde (zu Recht). Zum ersten Mal begegnet bin ich dem Konzept natürlich nicht, aber für alle, denen es nichts sagt:
Bei den „Finanzpunkten“ handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Volksbank Frankfurt und der Taunus-Sparkasse. Beide Institute sind vor das Problem gestellt, wie man heute ein regionales Filialnetz kosteneffizient betreiben kann. Um zumindest Fixkosten zu reduzieren, sollen Filialgebäude gemeinsam genutzt werden. Wobei „gemeinsam“ noch näher zu definieren ist. „Gemeinsam“ bedeutet, dass eine Filiale an einigen Tagen im Blau –Orange der Volksbank strahlt, um den Rest der Zeit das Sparkassen-Rot anzunehmen. Für die Kunden bedeutet dies einerseits eine Einschränkung. So kann es schon mal passieren, dass ich als Sparkassen-Kunde nicht bedient werden kann, weil heute leider Blau-Orange dran ist. Natürlich verstehe ich, dass beide Institute letztendlich Konkurrenten sind und was man sich einfach vorstellt, scheitert manchmal an technischen oder organisatorischen Umständen. Aber ist es wirklich effizient, in einem „gemeinsamen“ SB Bereich alle Automaten doppelt aufzustellen?
Ganz ist besser als halb (meistens)
Trotzdem ein vielversprechendes Konzept, das viel Lob verdient. Immerhin kann so eine Filiale vor Ort erhalten werden, die sonst vielleicht geschlossen wäre. Und halbe Öffnungszeiten sind mir immer noch lieber als gar keine. Aber eigentlich mag ich volle Öffnungszeiten noch lieber. Idealerweise sogar länger als die üblichen 18:00, da ich um diese Zeit meist noch damit beschäftigt bin Konzepte zu entwickeln, wie man diese auf 20:00 erweitern kann.
Unsere Software ist so konzipiert, dass von einem Touchpoint nicht nur ein Service-Center erreicht werden kann, sondern viele. Betritt ein Kunde unsere Video-Service-Kabinen kann er – um bei den Finanzpunkten zu bleiben – ganz einfach auswählen, bei welchem Institut er Kunde ist. Und es ist völlig egal, ob seine Umgebung gerade in Rot oder Blau-Orange erstrahlt. Er wird mit den Ansprechpartnern seiner Bank verbunden. Die vielen Kunden, die sich gerade mal wieder im Farb-Tag geirrt haben, werden es danken. Und die halbierten Kosten für die Institute wollen wir auch nicht ganz verschweigen. Im Gegensatz zu den doppelten Geldautomaten im SB-Bereich.
Multi-vendor-Filiale
Da muss es aber nicht enden. Baken betreiben heute Tochterunternehmen, beispielsweise im Immobilien-Bereich. Auch die könnten natürlich angebunden werden. Und vielleicht wäre sogar das regionale Bürgerbüro anzuschließen. Vielleicht sogar andere regionale Unternehmen. Aus einem ursprünglichen Service-Punkt für nur eine Bank wird so eine Anlaufstelle für die Region. Und wenn der Kunde schon mal da ist, um seinen Bewohnerparkausweis zu verlängern, kann man mit ihm vielleicht auch über Bankprodukte sprechen.
Ich mag Filialen. Ich finde es wichtig, dass auch in Zukunft für die nicht ganz so Internet-affine oder weniger mobile Bevölkerung ein Angebot vor Ort existiert. Und selbst ich war in den letzten Jahren mehrmals in einer Bankfiliale. Da Banken aber – Überraschung – auch Geld verdienen müssen, kann man ihnen Filialschließungen kaum verübeln. Es ist aber an der Zeit, Filialen neu zu denken. Damit hat die Volksbank Frankfurt und die Taunus-Sparkasse begonnen. Und wir können einen wichtigen Beitrag liefern.